Physiotherapie

Physiotherapeut*innen sind Expert*innen für Bewegungsentwicklung und –kontrolle. Sie haben das Know-How zur Wiederherstellung von Bewegungsfunktionen, die durch Unfall oder Erkrankung verlorengegangen sind.

Physiotherapie beinhaltet einerseits die Vermeidung von Funktionsstörungen des Bewegungssystems, die Erhaltung und Wiederherstellung der natürlichen Bewegungsabläufe und andererseits die Symptomverbesserung, -kontrolle und -begleitung, um dem/der Patient*in eine optimale Bewegungs- und Schmerzfreiheit, Selbständigkeit und Lebensqualität zu ermöglichen.

Im Rahmen der Vorsorgemedizin umfasst die Physiotherapie die Gesundheitsberatung und -erziehung, sowie präventive Maßnahmen. (vgl. Physioaustria 2015)

 

Nicht nur das Beseitigen der momentanen Symptome steht in der Physiotherapie im Vordergrund, sondern insbesondere die Frage nach den Ursachen. Um eine schnelle, vor allem aber umfassende und langanhaltende Besserung zu erzielen, kombinieren wir Techniken und Methoden mehrerer Therapiekonzepte.

Ein reduzierter Trainingszustand des Körpers erhöht das Risiko von Verletzungen im Alltag und beim Sport, sowie das Risiko von Herz Kreislauferkrankungen.
Insbesonders nach Verletzungen und Operationen mit langen Ruhephasen und der Ruhigstellung eines Gelenkes hat Training einen hohen Stellenwert. Um den Körper wieder auf alltägliche und sportliche Belastungen vorzubereiten, ist es notwendig, das Training entsprechend eines Stufenplanes aufzubauen. Durch einen speziell für Sie angepassten Trainingsplan können Sie die Rehabilitation beschleunigen, ohne sich dabei zu überlasten.

Beim Wiederaufbau nach Verletzungen spielt aber nicht nur Maximalkraft eine Rolle, sondern insbesonders auch die Koordination und Schnellkraft. Wenn Sie zum Beispiel nach einer Kreuzbandoperation in dem Stadium sind, in welchem Sie Ihre Maximalkraft wieder aufgebaut haben, kann es dennoch sein, dass Ihre Muskeln, wenn Sie von einer Stufe runter springen, zu langsam sind und Ihr Knie muskulär nicht geschützt ist. Die Wahrscheinlichkeit einer Retraumatisierung des Kreuzbandes ist dann sehr hoch. Durch ein Training der Schnellkraft wird dieses Risiko verringert:

Training spielt eine wichtige Rolle bei:

– Knorpel-, Bandscheiben- und Meniskusverletzungen
– Bänder- und Kapseleinrissen (Kreuzband, Sprunggelenk, Schultergelenksverletzungen, …)
– Brüchen
– Sehnen- und Muskelverletzungen (Muskelfaserrisse, Sehnenrisse)
– Luxationen (z.B. Schulter)
– Wiederherstellung der physiologischen Gelenks- und Muskelfunktion nach allen operativ versorgten Verletzungen des – Bewegungsapparates
– Überlastungsbedingten Beschwerden (Sehnenverkalkung und Sehnenansatzbeschwerden wie Tennisellbogen, – Achillodynie, …)
– Gelenksersatz z.B. im Knie-, Hüft- oder Schultergelenk
– Muskeldysbalancen- Skoliosen und Haltungsschwächen
– Hinkmechanismen
– Sturzprophylaxe

Die manuelle Therapie, eine spezielle Form der Physiotherapie befasst sich v.a. mit dem gezielten Untersuchen und Behandeln von Schmerzen und Problemen am Bewegungsapparat.
Aus dem Namen „Manuelle Therapie“ geht hervor, dass hier als primäres Therapiewerkzeug die Hände eingesetzt werden.
So kann an der Wirbelsäule zum Beispiel, ein Problem ganz lokal und differenziert mobilisiert, in einzelnen Fällen auch manipuliert werden. Aber auch an Gelenken wie der Hüfte, dem Knie- oder Schultergelenk, können manuelle Techniken direkt am Gelenk angewendet werden. Somit werden Bewegungseinschränkungen und Schmerzen positiv beeinflusst.

Auch bei der Nachbehandlung von Operationen und Sportverletzungen wird die Manuelle Therapie erfolgreich angewandt. Die Behandlung wird mit einer ausführlichen Befragung über Ihre Beschwerden im Alltag begonnen. Ihre Beschreibung des Problems ist für uns als Physiotherapeut*innen sehr wichtig. Anschließend wird in einer genauen körperlichen Untersuchung die Ursache Ihrer Beschwerden gesucht. Um ein umfassendes Bild zu erhalten, kann die Untersuchung eines Schulterproblems auch die Untersuchung Ihrer Halswirbelsäule, der Rippen und der Brustwirbelsäule beinhalten. Die Dosierung und die Dauer der Behandlung sowie die Behandlungstechniken bauen gezielt auf dieser Untersuchung auf.

Anwendungsfeld der Manuellen Therapie:
  • – Nacken- und Halswirbelsäulenprobleme
  • – Akute und chronische Rückenschmerzen

  • – Bandscheibenbeschwerden

  • – Hexenschuss oder Ischiasprobleme

  • – Arthrose, z.B. in Hüfte, Knie oder Wirbelsäule

  • – Knieschmerz, z. B. nach Kreuzbandverletzungen oder Meniskusschaden

  • – Schulterschmerzen, z.B. Impingement

  • – Ellbogenprobleme, z.B. Tennis-Ellenbogen

  • – Beschwerden im Bereich der Hand, z.B. nach Brüchen

  • – Fußprobleme, z.B. nach Bänderrissen

  • – Kopfschmerzen, Tinnitus und Kiefergelenksprobleme

  • – Nervenirritationen wie z.B. Karpaltunnelsyndrom (Einschlafen der Hände)

Starke Asymmetrien und ein veränderter Gebrauch eines Gelenkes können sich biomechanisch auf benachbarte oder auch entfernt liegende Körperbereiche auswirken und dort Symptome provozieren. Zum Beispiel können Rückenschmerzen durch eine Fußfehlstellung bedingt sein.

Kurzfristig bringt die Behandlung des Rückens eine Verbesserung Ihrer Symptome, doch längerfristig muss der Körper von den Füßen weg wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Die aktive Korrektur der Fußfehlstellung sowie weiterlaufend der Beinachse und der Beckenstellung ist in diesem Fall primäres Ziel der Therapie.

Dem Verstehen der anatomischen Verhältnisse sowie dem bewussten Wahrnehmen der Fehlstellung wird dabei eine große Bedeutung zugeschrieben. Auf diesem Weg erlernt der/die Betroffene die aktive Korrektur der Fehlstellungen und kann diese selbstständig und eigenverantwortlich in den Alltag integrieren.

Schritte zum Ziel:
  1. Ausführliches Erstgespräch
  2. Erhebung des körperlichen Zustands durch gezielte muskel- und gelenksdiagnostische Techniken und Beobachtung alltäglicher Bewegungen (Gehen, Laufen, Stiegensteigen, Bücken, …)
  3. Wahrnehmungsförderung für abweichende Bewegungskoordination
  4. Mobilisationstechniken und Kräftigungsübungen, um das Bewegen außerhalb des krank-machenden Musters zu ermöglichen
  5. Reintegration des natürlichen Bewegungsverhaltens in Alltagsbewegungen und Sport
 
Spiraldynamik wird angewendet bei:

Diversen Krankheistbildern:

  • – Fußfehlstellungen wie Knicksenkfuß, Spreizfuß, Hallux valgus
  • – Beinachsenabweichungen wie X-Beine und O-Beine
  • – Muskeldysbalancen der unteren Extremität oder der Schulter
  • – Hinkmechanismen
  • – Bewegungseinschränkungen im Hüftgelenk mit resultierender Überlastung der Lendenwirbelsäule
  • – Skoliose und Haltungsschwächen wie Hohlkreuz und Rundrücken

Schmerzsyndromen:

  • – Metatarsalgie oder Taubheit im Vorfußbereich
  • – Tibiakantensyndrom, Achillodynie und Fersensporn
  • – Chondropathia Patella, Tractus Iliotibialis Friktionssyndrom
  • – Arthrosen in Hüft-, Knie- und Schultergelenken
  • – Rückenschmerzen und Nackenschmerzen
  • – Impingement und resultierende Schulterverkalkungen und Sehnenrisse
Das Fasziendistorsionsmodell (FDM) nach Typaldos ist eine medizinische Sichtweise, welche die Ursache für körperliche Beschwerden und Funktionseinschränkungen auf Verformungen der Faszien (des Bindegewebes) zurückführt.
Durch die Korrektur dieser Verformungen können Schmerzen und Bewegungseinschränkungen effektiv, messbar und nachvollziehbar behandelt werden.

Mittels einer umfassenden Anamnese, einer körperlichen Untersuchung und über die Interpretation der Schmerzgestik wird die physiotherapeutische Diagnose gestellt. Danach werden die entsprechenden Fasziendistorsionen (-verformungen) durch manuelle und osteopathische Behandlungstechniken korrigiert.

Anwendungsfeld

– akute Schmerzen durch Verstauchungen und Verrenkungen von Gelenken- Sportverletzungen z.B. Bänderzerrungen, Prellungen, Muskelfaserrissen, etc.
– Rückenschmerzen, Kreuzschmerzen, Schulter- und Nackenschmerzen, …
– Bewegungseinschränkungen
– Symptome wie Taubheitsgefühl oder Kribbeln sowie Schwäche oder Instabilität

  • Was sind Faszien?
  • Als Faszie wird eine dünne, sehnenartige Hüllschicht aus Bindegewebe bezeichnet, die Muskeln oder Muskelgruppen, Organe aber auch ganze Körperabschnitte umgibt. Das Gewebe der Faszien besteht vorwiegend aus straffen, gekreuzten Kollagenfasern und Elastin. Faszien geben Muskeln die Form, wodurch die Muskulatur Festigkeit und Elastizität erhält.

Untergliederung der Faszien in 3 Typen
Oberflächliche Faszien befinden sich im Unterhautgewebe und bestehen vorrangig aus lockerem Bindegewebe und Fettgewebe. Sie fungieren als Wasser-und Fettspeicher sowie als Durchgang für Lymphe, Nerven und Blutgefäße und haben darüber hinaus eine dämpfende und puffernde Funktion.

Als tiefe Faszien hingegen werden stark faserreiche Bindegewebsschichten und -stränge bezeichnet, von denen Muskeln, Knochen, Blutgefäße und Nervenbahnen durchdrungen und umschlossen sind. Dieses Netzwerk aus Gewebe zeigt sich – abhängig von den jeweiligen Belastungsverhältnissen – in unterschiedlicher Form, z.B. als Sehnenplatten, große flächenhafte Faszien, als Ligamente (Bänder), Sehnen oder Gelenkkapseln.

Die dritte Gruppe, die so genannten viszeralen Faszien (viszeral = die Eingeweide betreffend), bedecken sämtliche innere Organe mit einer Doppelschicht aus Bindegewebsmembranen und bilden so das „Aufhängesystem“ der Organe im Rumpf. (vgl. FDM-Europe 2015)

Die Wirbelsäule besteht aus 24 Wirbelkörpern, welche übereinander auf dem Becken balancieren. Die Wirbel sind durch Bänder, die Bandscheiben und Muskeln miteinander verbunden.
Bei Bewegungen des Körpers im Raum und vor allem bei körperlichen Belastungen ist es die Aufgabe der Muskeln, die Wirbel in Position zu halten und zu stabilisieren. Gelingt dies nicht, werden Bewegungen zu spät gebremst und es entsteht eine segmentale Instabilität (= zwischen den Wirbeln), welche Bandscheibenvorfälle begünstigt und unspezifische Rückenschmerzen auslösen kann.

Ursächlich für diese Instabilität ist nicht ein allgemeiner Bewegungsmangel oder ein Mangel an Kraft (vgl. Mandell 1993) sondern der Verlust der intersegmentalen motorischen Kontrolle (vgl. Macdonald 2006).

Ein isoliertes Krafttraining der großen Rückenmuskeln kann zwar kurzfristige Erfolge bringen, da diese Muskeln jedoch nicht für andauernde und vor allem vorgesteuerte Kontraktion konzipiert sind, ist die Wahrscheinlichkeit einer wiederkehrenden Schmerzproblematik sehr hoch (vgl. Hodges 1996; Mcdonald 2006; Smith 2007; Tsao 2007; Marshall 2009).
Für eine Stabilität zwischen den Wirbeln ist eine ausdauernde Kontraktion der kleinen Rückenmuskeln notwendig, welche im Gegensatz zu den Kraftmuskeln von Wirbel zu Wirbel ziehen und somit gezielter stabilisieren können.

In der Therapie wird die Ansteuerung der lokalen, stabilisierenden Muskeln erlernt und das Training der Muskelaktivierung wird für mehrere Wochen umgesetzt. Dadurch werden eine Automatisierung und eine Reintegration ins neuromuskuläre System erreicht. Die Wahrscheinlichkeit von wiederkehrenden Schmerzen ist somit geringer. (vgl. OSullivan 1997; Hides 2001; Goldby 2006)

Lokale Stabilisatoren spielen eine wichtige Rolle bei:
  • – Chronischen Rückenschmerzen
  • – Wiederkehrenden Hexenschüssen
  • – Bandscheibenvorfällen
  • – Gleitwirbeln oder globalen Instabilitäten
  • – Instabilitäten im Kreuzdarmbeingelenk (ISG) z.B. nach der Geburt oder posttraumatisch